Gegen Ende der Völkerwanderung besiedelten slawische Stämme etwa im 6. und 7. Jahrhundert das gesamte heutige Ostdeutschland bis nach Franken und ins Hannoversche Wendland. Unter ihnen waren die Lusizer und Milzener in der heutigen Nieder- und Oberlausitz. Sie gaben der Lausitz (Łužyca =sumpfiges Land) ihren Namen. Ab dem 9. Jahrhundert wurden über 100 Burgwälle errichtet. Ein rekonstruierter Burgwall kann in Raddusch/Raduš besucht werden. Ein nach altem Muster aufgebauter mittelalterlicher Siedlungsausschnitt, ist am Heimatmuseum Dissen/Dešno unter dem Namen "Stary lud" (= das alte Volk) zu besichtigen. In der Zeit vom 10. bis zum 13. Jahrhundert wurden die slawischen Stämme nach wiederholten Kämpfen unterworfen und christianisiert.
Durch die im Zeitenlauf unterschiedliche territoriale Gliederung und Zuordnung der Lausitz beispielsweise zu Brandenburg, Preußen und Sachsen waren die einzelnen Gebiete sehr unterschiedlichen Bedingungen ausgesetzt. Der Zuzug deutscher und anderer Siedler sowie die germanisierende Politik führten zu einer Assimilation vor allem vom Rand des sorbischen/wendischen Gebietes aus. In anderen Gebieten wie um Cottbus/Chóśebuz und Peitz/Picnjo hingegen wurde eine der Sprache mehr förderliche Politik betrieben, so dass dort bis heute eine deutlich stärkere Sprachsubstanz feststellbar ist.
Die sächsische Politik gegenüber den Sorben/Wenden war etwas liberaler als die preußische. So wurde in Sachsen 1835 ein Volksschulgesetz erlassen, welches „wendischen Lese- und Religionsunterricht“ gestattete, so dass sich in der sächsischen Oberlausitz im 19. Jahrhundert eine stärkere nationalbewusste Schicht herausbildete als in der preußischen Lausitz. Dennoch gab es auch hier Pfarrer, Lehrer und Autoren, die sich für Kultur und Sprache einsetzten. Zeitungen und Vereine wurden gegründet, Feste organisiert. Mit der nationalen Widergeburt und in Folge der Revolution von 1848 entfaltete sich dank des verstärkten politischen Agierens der Sorben/Wenden eine sorbische/wendische Presse und es wurden sorbische/wendische Vereine in Dörfern und Städten der Lausitz gegründet. Vor allem mit der Reichsgründung 1871 und den folgenden deutschnationalen Bestrebungen wurden diese Aktivitäten wieder erschwert aber fortgesetzt. So wurde 1912 auch die Domowina als Bund wendischer Vereine gegründet. Sie ist auch heute der sorbische/wendische Dachverband und die gesetzlich anerkannte Vertreterin der Sorben/Wenden.
In der Weimarer Republik gab es einen Aufschwung im künstlerischen und medialen Bereich, auch wenn die Umsetzung der in der Weimarer Verfassung garantierten Rechte ausblieb. Zudem waren Sorben/Wenden angesichts der zunehmenden Industrialisierung einem erheblichen Assimilierungsdruck ausgesetzt.
Während des Nationalsozialismus wurde zunächst versucht, die Sorben/Wenden als "wendischsprechende Deutsche" zu definieren. In der zweiten Hälfte der 1930er Jahre wurden öffentliche sorbische/wendische Aktivitäten, Vereine, Gottesdienste, Medien und Unterricht verboten, sorbische/wendische Aktivisten aus der Lausitz verbannt, geografische Namen eingedeutscht, die Bezeichnung "wendisch" zurückgedrängt und Pläne entwickelt die Sorben/Wenden nach Kriegsende als "führerloses Arbeitsvolk" umzusiedeln.
Von der DDR wurde ab den 1950er Jahren, zunächst unter dem Motto "Die Lausitz wird zweisprachig", ein Netz von sorbischen/wendischen kulturellen, wissenschaftlichen und Bildungsinstitutionen gegründet, sorbischer/wendischer Unterricht eingerichtet, öffentliche Zweisprachigkeit aufgebaut und Kulturpflege ausgebaut. Wenig später wurde dieser Kurs zurückgenommen und es hieß nun "Die Lausitz wird sozialistisch". Staatliche Politik zur Unterstützung der Sorben/Wenden wurde zwar betrieben, konzentrierte sich jedoch auf die Kultur und fand unter der Bedingung der Einordnung der Domowina als sorbische/wendische Organisation in das DDR-System statt. Andere Entwicklungen wie Kollektivierung der Landwirtschaft, Aufbau der Industrie mit großem Arbeitskräftezuzug in die Lausitz und der Abbruch von über 100 Siedlungen für die Braunkohleförderung hatten negative Auswirkungen auf sprachliche und kulturelle Substanz des sorbischen/wendischen Volkes.
Nach der politischen Wende von 1989 organisierte sich das sorbische/wendische Leben neu. Einige sorbische/wendische Institutionen gingen verloren, andere wurden umstrukturiert oder neu gegründet. Auch Vereine wurden neu gegründet oder organisierten sich demokratisch neu. Die staatliche finanzielle Unterstützung wurde durch die Gründung der Stiftung für das sorbische Volk durch den Bund, den Freistaat Sachsen und das Land Brandenburg neu geregelt und neue gesetzliche Regelungen zum Minderheitenschutz auf Länderebene erlassen.
Mit dem Rahmenübereinkommen zum Schutz nationaler Minderheiten und der Europäischen Charta der Regional- und Minderheitensprachen, die beide 1999 in Kraft traten, wurden auf europäischer Ebene rechtliche Bestimmungen erlassen, die identitätsfördernd sind.
Seit 1994 besteht beim Landtag Brandenburg ein Rat für Angelegenheiten der Sorben/Wenden, in Sachsen seit 1999. Als mediale Neuerung ergab sich seit 1992 die Ausstrahlung einer monatlichen halbstündigen Fernsehsendung „Łužyca” in Brandenburg, seit 2001 auch „Wuhladko” in Sachsen.
Die Kirche nahm in der Geschichte auch eine wichtige Rolle für die Entwicklung der sorbischen/ wendischen Sprache, Kultur und Identität ein. Durch die Verschriftlichung kirchlicher Texte bzw. die Übersetzungen aus dem Lateinischen begann die Entwicklung der Schriftsprachen. Andererseits war die Kirche über lange Zeiträume auch eine germanisierende Instanz, indem der Gebrauch der sorbischen/wendischen Sprache in der Kirche untersagt wurde, Bücher eingezogen wurden oder sorbische/wendische Pfarrer in Gebiete außerhalb der Lausitz versetzt wurden. Pfarrer, die sich dem widersetzten und dennoch sorbisch/wendisch predigten, waren wiederum sehr wichtig für den Erhalt der Sprache in den jeweiligen Gemeinden.
Der Großteil der Sorben/Wenden in Niederlausitz ist evangelisch. In der sächsischen Oberlausitz gibt es eine katholische Region zwischen den Städten Wittichenau/Kulow, Kamenz/Kamjenc und Bautzen/Budyšin. Für viele Angehörige des sorbischen/wendischen Volkes spielt der Glaube eine wichtige Rolle und ist eng mit der Pflege der Sprache, der Bräuche und der Trachten verbunden.
Wissenschaftlich untersucht wird die sorbische/wendische Geschichte u. a. vom Sorbischen Institut. In zahlreichen Museen und Heimatstuben findet man weitere regionale Informationen zur sorbischen/wendischen Geschichte.
Sorben oder Wenden? - Zur Begrifflichkeit
Die sorbische/wendische Eigenbezeichnung lautet "serbski" (Adjektiv maskulin, gesprochen "serski"), Serb (Substantiv maskulin) bzw. Serbowka (Substantiv feminin). Das heißt, im Niedersorbischen wird zwischen "Sorben" und "Wenden" nicht unterschieden. Die beiden deutschsprachigen Begriffe sind also Fremdbezeichnungen aus dem Lateinischen und haben in allen Teilen der Lausitz eine lange Geschichte.
Die Bezeichnung "Sorben" basiert auf der latinisierten Form Surbi bzw. Sorabi, die von der sorbischsprachigen Eigenbezeichnung der Sorben/Wenden als Serbja (obersorbisch) bzw. Serby (niedersorbisch) stammt. Wir verdanken sie dem fränkischen Chronisten Fredegar, der im Jahre 631/632 erstmals einen Stamm Surbi nennt.
Der Begriff "Wenden" geht auf die römischen Geschichtsschreiber Plinius den Älteren und Tacitus sowie den griechischen Geograph Ptolemaios zurück, die alle slawischen Stämme, die im ersten Jahrhundert n. Chr. zwischen den Karpaten und der Ostseeküste auftauchten, als Venedi bezeichneten. "Wendisch" wurde für viele slawische Völker im deutschen Raum verwendet, z. B. im heutigen Mecklenburg, dem Hannoverschen Wendland oder für die Kaschuben (heute zu Polen gehörig).
Im heutigen Deutschland gibt es nur die Sorben/Wenden als slawische Minderheit. Somit fallen beide Begriffe nunmehr zusammen. Da der "Wenden"-Begriff oft abwertend benutzt wurde, gab es vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg Bestrebungen, ihn durch den neutraleren "Sorben"-Begriff zu ersetzen. Diese Bewegung wurde zunächst vor allem von den Sorben der Oberlausitz forciert. In der Niederlausitz gibt es jedoch viele Menschen, die sich lieber als Wenden bezeichnen.
Deshalb werden im Land Brandenburg die beiden deutschsprachigen Bezeichnungen gleichberechtigt verwendet.
In offiziellen Texten wird deshalb „sorbisch/wendisch“ benutzt. Im Alltag reicht es aus, eine der Bezeichnungen zu nutzen. Jedoch ist zu respektieren, wie das jeweilige Gegenüber selbst angesprochen werden möchten.