Pres­se­mit­tei­lung

2002 / 0025 - 13.03.2002

"Von Tempo 200 auf 0 zurückschalten wollte ich nicht" - Beigeordneter Jörg Albrecht verabschiedete sich in den Ruhestand

"Von Tempo 200 auf 0 zurückschalten wollte ich nicht" - Beigeordneter Jörg Albrecht verabschiedete sich in den Ruhestand

Der 27. Februar 2002 war für Jörg Albrecht zwar der letzte offizielle Arbeitstag in der Kreisverwaltung, mit Sicherheit aber nicht sein allerletzter Arbeitstag, denn auch im Ruhestand will er noch aktiv sein. Nach acht Jahren Amtszeit als Beigeordneter und Dezernent für Bauwesen und Umwelt des Landkreises Dahme-Spreewald wurde Jörg Albrecht in einer kleinen Feier an der Seite von langjährigen Mitarbeitern und Weggefährten aus Verwaltung und Kommunalpolitik in der Landstube des Landratsamtes in Lübben herzlich verabschiedet.

Sein Rat ist weiter gefragt

Landrat Martin Wille, der bereits am Vormittag vor Medienvertretern das Wirken von Albrecht würdigte, begann mit einer Bilanz. Albrecht, der seit 1994 Beigeordneter des Landkreises und seit Juli 1995 Bau- und Umweltdezernent war, habe in dieser Zeit an 228 Sitzungen des Kreistages und des Kreisausschusses teilgenommen. Das allein waren schon 38 Tage purer Beratungsmarathon. Weiterhin zitierte Wille aus dem Schreiben, in dem sich Jörg Albrecht 1994 beim Landkreis Dahme-Spreewald beworben hatte. Darin hieß es, er wolle beim schnellen Zusammenwachsen der Altkreise Lübben, Luckau und Königs Wusterhausen mithelfen.

Nach Einschätzung von Wille sei dies im Bau- und Wohnbereich auch erreicht worden. Für seine Leistungen beim Bau des Oberstufenzentrums in Lübben wurde Albrecht im vergangenen Jahr sogar mit dem Brandenburger Förderpreis durch die Architektenkammer ausgezeichnet worden. Besonders dankte Wille dem angehenden Ruheständler für sein großes ehrenamtliches Engagement als Vorsitzender des Volksbundes Deutscher Kriegsgräber. Er habe entscheidend dazu beigetragen, dass vor allem die Veranstaltungen auf dem symbolträchtigen Waldfriedhof in Halbe reibungslos verliefen. Der Landrat versprach, an der Realisierung von Albrechts Vorhaben, in Halbe eine Jugendbegegnungsstätte zu errichten, weiter zu arbeiten. „Wir haben uns in den Jahren kennen- und schätzen gelernt“, schloss Wille seine kurze Laudatio. Er versicherte, dass der Rat von Jörg Albrecht auch weiter gefragt sein wird, zum Beispiel beim Thema Gewässerrandstreifenprojekt.

Resümee nach acht Jahren Arbeit im Bau und für die Umwelt

Jörg Albrecht nutzte die Gelegenheit in der Pressekonferenz, über sein Leben zu plaudern und ein Resümee über das Erreichte in acht Jahren Arbeit im Bau- und Umweltbereich zu ziehen.

Vor seiner Zeit in der Kreisverwaltung war er Referatsleiter im Potsdamer Bildungsministerium und davor hatte er Führungspositionen in verschiedenen Wirtschaftsunternehmen inne, zum Beispiel im VEB Energiekombinat Berlin. Der studierte Diplomingenieur und ökonom gestand, in seiner gesamten Berufslaufbahn zwei Chefs wirklich geschätzt und mit ihnen reibungslos gearbeitet zu haben - einer davon sei Martin Wille.

Am Anfang seiner Tätigkeit im LDS lagen Dauerbrenner-Themen wie Tierkörperbeseitigung , Verkehrsgesellschaft KW - Zossen und AWU-Wildau in seiner Zuständigkeit. Seit 1995 war Jörg Albrecht Dezernent für Bauwesen und Umwelt. "Die Arbeit hat mir eine Menge Spaß gemacht", sagte er und lobte die hervorragende Zusammenarbeit in "meinem Team".

Schon 20 % der Kreisfläche digitalisiert

Unter seiner Leitung wurden die Kataster- und Vermessungsämter aus Königs Wusterhausen und Lübben zusammengeführt. Albrecht vergaß nicht zu erwähnen, dass sein Amtsleiter Jürgen Kuse den ämterzusammenschluss brillant gelöst habe. Heute gehöre das Amt zu den führenden im Land Brandenburg, schätzte Albrecht ein. Bereits 20 % der Kreisfläche seien in automatischen Liegenschaftskarten erfasst. Weiterhin habe das Amt 45.000 Veränderungen an Flurstücken verarbeitet und 3500 Eigentumsrückverfolgungen vorgenommen.

1996/97 boomte der Hochbau

Auch das Bauordnungsamt gehörte zu Albrechts Verantwortungsbereich. In den Jahren seiner Amtszeit wurden etwa 26 000 Baugenehmigungen erteilt bei 30 000 gestellten Anträgen. Das entsprach einer Bausumme von ca. 75 Milliarden Mark und brachte dem Kreis rund 35 Millionen Mark Gebühreneinnahmen. 1996 und 1997 waren die Jahre, in denen ein absoluter Boom im Hochbau zu verzeichnen war. In Spitzenzeiten lagen die Investitionssummen zwischen 40 und 45 Millionen Mark. Zu den größten Baumaßnahmen unter der Regie von Albrecht gehörten die Gymnasien in Lübben, Luckau und Königs Wusterhausen, die Mehrzweckhalle in Lübben, diverse Sporthallen, das Oberstufenzentrum in Lübben, der Ausbau der Krankenhäuser, die Rettungswache in Luckau, die Sanierung des Ständehauses in Lübben, der Bau der Förderschule in Lubolz und weitere Brücken- und Straßenbaumaßnahmen. Auch der Radwegebau wurde forciert. Mit Hilfe von Zahlen belegte Albrecht, dass die Tendenz im Baugeschehen in den letzten Jahren wieder rückläufig sei.

LDS hatte erste Landschaftsrahmenplanung

Im Bereich Umwelt habe sein Dezernat zusammen mit dem Landkreis Teltow-Fläming die erste Landschaftsrahmenplanung im Land Brandenburg erstellt. Es ist wichtig, mit den vorhandenen Ressourcen schonend umzugehen, betonte Albrecht. „Unsere Enkel und Urenkel sollen noch eine erlebenswerte Erde vorfinden“, sagte er weiter. Sein Amt habe sich intensiv um die Beseitigung von Altlasten und die Sicherung von Deponien gekümmert. Die Deponie in Groß Ziethen bereite nach wie vor Probleme, weil noch immer zu wenig Auffüllmaterial aus Berlin angefahren wird.

Kreisentwicklungsplanung

Schließlich gehörte die gesamte Kreisplanung und alles rund um den Denkmalschutz in das Aufgabengebiet von Jörg Albrecht. 30 Flächennutzungspläne, 163 Bauleitpläne und 60 Vorhabens- und Erschließungspläne wurden auf den Weg gebracht, erläuterte Albrecht. Wenn es um Fragen des Denkmalschutzes ging, habe sich sein Amt stets als wirksamer Puffer zwischen der Oberen Denkmalschutzbehörde und den Bauherren gesehen.

"Schneepflug für Investoren"

Sein Ruhestand wird wohl eher ein Unruhestand werden, denn Jörg Albrecht hat bereits zusammen mit Partnern ein Ingenieurbüro mit Sitz in Eichwalde gegründet. „Wir wollen versuchen, vor Investoren, die sich im Kreis tummeln wollen, den Schneepflug zu spielen“, so erläuterte Albrecht seine neue Aufgabe und Rolle. Hier wolle er seine jahrzehntelange Investitions- und Behördenerfahrung einbringen und sein Verständnis für die Umwelt und für moderne Energieanwendungen in die Realität umsetzen. Von seinen Leistungen könnten in erster Linie öffentliche Einrichtungen profitieren, zum Beispiel wenn es um die richtige Energienutzung beim Umbau oder Neubau von Schulen gehe. "Zwar werde ich nicht mehr jeden Tag so früh aufstehen, aber ich kann mir nicht vorstellen, von Tempo 200 auf null runterzuschalten", sagte Albrecht zum Abschluss.